Monatsimpuls – April 2022

Missionarinnen Christi sollen „Licht sein in den Finsternissen der Zeit“

Dieser Impuls unseres Gründers P. Christian Moser MSC hat mich begleitet und motiviert, seitdem ich die Gemeinschaft der Missionarinnen Christi kenne; das werden nun im August 2022 schon 37 Jahre.

Während des Noviziats setzte ich mich intensiv mit der Geistlichen Lebensordnung unserer Gemeinschaft auseinander – heute versuche ich jeden Tag sie zu leben, das ist eine tägliche Herausforderung.

Die Missionarinnen Christi sind zum Dienst am Gottesreich, zum Einsatz für die Menschen berufen“, heisst es in der Gestlichen Lebensordnung und „jede Schwester soll den Einsatz finden, der ihren Begabungen entspricht und den Zielen der Gemeinschaft dient.“

Ich denke, ich habe meine „Begabung“ vor über 27 Jahren entdeckt, als ich 1995 die Gefängnisseelsorge in Goiania kennengelernt habe. Ich identifizierte mich mit diesem Auftrag und so bin ich bis heute in dieser Pastoral engagiert. Ich bin herausgerufen, Licht zu sein:

Licht sein in den dunklen, überfüllten und unmenschlichen Gefängniszellen. Licht sein für die verhärteten Herzen dieser Menschen: der Haftinsassen/innen und der Vollzugsbeamten/innen. Licht sein für diese verletzten Menschen, die verschiedenste Gewalt in ihrem Leben erlitten haben. Licht sein in der Welt der Justiz, die seit eh und je mehr von „Rache“ und „Vergeltung“ geprägt ist, als von Gerechtigkeit. Licht sein mit neuen Modellen der Gerechtigkeit, und die „Restaurative Justiz“ mehr und mehr fördern.

Jeden Arbeitseinsatz der Schwestern verstehen wir als Verkündigung der Frohen Botschaft.“

Die „Verkündigung“ in der Gefängnisseelsorge hat verschiedenste Gesichter. Die brasilianische Gefängnisseelsorge arbeitet auf zwei Ebenen, die eng miteinander verbunden sind: Evangelisierung und Achtung der Menschenwürde.

Die Fastenaktion 2022 der brasilianischen Kirche lädt uns ein, im Lichte des Glaubens die Menschenwürde, die Solidarität und den Dialog zu fördern. Das Thema der Fastenaktion wird uns, gerade auch in der Gefängnisseelsorge, das ganze Jahr über begleiten und leiten: Geschwisterlichkeit und Bildung. „Sprich mit Weisheit und erziehe mit Zuwendung und Güte“ (nach Spr. 31,26).

In der Gefängnisseelsorge machen wir dieses Thema täglich lebendig bei den Besuchen und Gesprächen mit den Gefangenen und mit ihren Familienangehörigen.

  • Hingehen und Zuhören: Im aktiven Hören aufeinander wird die Würde der Gefangenen gestärkt. Das Kennenlernen und Annehmen der verschienden Realitäten und Kulturen der Menschen ist die Basis für die Verkündigung des Wortes Gottes. Zuhören, ohne zu verurteilen, öffnet die Möglichkeit zu dialogischen Prozessen.
  • Unterscheidung: Ein wesentliches Element der Glaubenserziehung ist das Hören auf den Nächsten und auf das Wort Gottes. Als Nachfolgerinnen Jesu Christi sind wir seine missionarischen Jünger/innen, und lernen von Jesus, dem Missionar des Vaters, der mit Weisheit lehrte und mit Aufmerksamkeit und Zuwendung den Menschen begegnete.
  • Handeln: Es werdenkonkrete Schritte und Ziele erarbeitet, Projekte entwickelt, die einen Beitrag für eine neue, menschliche und geschwisterliche Gesellschaft leisten. Es geht um einen globalen Pakt, um zu einem neuen Humanismus zu erziehen.

Die Gefängnisseelsorge befähigt viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, um Friedens-kreise zu leiten und vielen Gefangenen und Familienangehörgen eine Stimme zu geben. Die Methode der „Friedenskreise“ fördert das Hören und ermöglicht, dass die Teilnehmerinnen über ihr Leben ins Gespräch kommen, Gewalt überwinden und im Leben eine neue Ausrichtung zu finden.

Die Methode hat ihre Wurzeln in der „Restaurativen Justiz“; es werden Lebens-erfahrungen und Lebenssituationen zu einem bestimmten Thema erzählt – das bewegt und verbindet alle Teilnehmer/innen. Das Zuhören und das Teilen der Erfahrungen schenken ein Gefühl des Angenommenseins und können die Sensibilität für die Würde jedes Menschen stärken. Darüber hinaus fördern zirkuläre Prozesse die Kommunikation und eine Kultur des Friedens im Alltag, in der Familie, in einer Jugendgruppe, in der Schule, am Arbeitsplatz, und ebenso im Gefängnis und bei den Treffen mit Familienangehörigen.


Sr. Petra Pfaller ist Juristin und arbeitet seit 25 Jahren in der Gefängnisseelsorge. Seit Dezember 2018 ist sie die nationale Leiterin der Gefängnisseelsorge in Brasilien, mit dem Nationalbüro in São Paulo.
https://missionariasdecristo.org.br/